Beim Vorabend-Gottesdienst zur Konfirmation mit Beichte und Abendmahl sprang mich das Thema besonders an, nachdem ich kurz vorher einen Artikel zur Frage ob eine Tötung gegnerischer Soldaten im Krieg eine „beichtpflichtige“ Sünde/Schuld sei, gelesen hatte.
Bei diesem Artikel hatte ich ein heftiges Störgefühl – nicht weil ich die Frage oder die dort gegebene Antwort als falsch bewertete. Aber der Blickwinkel schien mir falsch bzw. unvollständig:
Grob betrachtet haben wir vier unterschiedliche Situationen, die uns mit Schuld belasten:
1) Die moralische oder juristische Schuld: Vorsätzlich oder fahrlässig schuldhaftes Handeln zum Schaden anderer.
2) Die Schuld, die aus einem Dilemma resultiert, das gar keine „schuldfreie“ Handlungsoption zulässt oder aus einer Situation, die mich überfordert, in der meine mentalen, seelischen, körperlichen oder finanziellen Kräfte nicht ausreichen, um der Situation gerecht zu werden – Situationen wo ich entgegen meinem eigenen Willen an meinem Mitmenschen schuldig werde.
3) Ziemlich verborgen kommt eine weitere Form der Schuld „um die Ecke“, die augenfällig z.B. in globalen Lieferketten, zu Tage tritt. Menschen in den Ursprungs- oder Transitländern leiden an ungerechten Handelstrukturen: Strukturelle Schuld, die auf „verworrenen Wegen“ zu mir importiert wird.
4) Die Zahlungsverpflichtung mit fairem Vertrag (z.B. Bankkredit – „Schulden machen“) oder materielle oder ideelle Geschenke für die wir uns gerne revanchieren wollen („bei dem bin ich noch in der Schuld“).
Die zweite Form ist oft die Schuldsituationen, die am meisten belastet. Man hätte es so gerne alles „ganz richtig“ gemacht ….
In den Fällen 1) bis 3) brauchen wir Entlastung – auch Vergebung genannt, die uns Gott anbietet. Er kann uns die Augen öffnen und ggf. auch Auswege zeigen. Seine Vergebung finden wir, wenn wir darum bitten.