Die Lektüre der ZEIT beflügelt und manchmal muss ich danach in die Tasten greifen:
Lebenschancen zwischen Kooperation und Wettbewerb – neues aus der Genetik
Gerade las ich in der ZEIT über Forschungen, die sich damit beschäftigen, welchen Anteil die Genetik an der Art zu denken, der Fähigkeit zu lernen u.s.w. hat .
Stehen wir damit vor einer Wiederbelebung der Eugenik, der mörderischen Diskriminierung „minderwertiger“ Rassen oder Individuen? Diese Angst prägt uns seit dem „3. Reich“ angesichts des damaligen verheerenden und menschenverachtenden Missbrauchs.
Was aus berechtigter Angst nur sehr vorsichtig angefasst wurde, hat jetzt offiziell Forschungslabore erreicht …
Angst vor den möglichen Folgen? Ja! Liegen auch Chancen darin? Ja!
Wie vieles in dieser Welt können solche Forschungsergebnisse zum Heil und zum Unheil für Menschen und Teile der Menschheit werden.
In dem ZEIT-Artikel werden die Chancen genannt: Die Erkenntnis, dass mangelnder Erfolg und eingeschränkte Leistungsfähigkeit nicht nur von der körperlichen Konstitution, der sozialen Herkunft und der hilfreichen oder schädlichen geistigen Haltung der in der Kindheit und Jugend einflussreichen Erwachsenen abhängt, sondern auch von genetischen Faktoren gesellt nur einen weiteren Faktor hinzu, wenn es darum geht, wie wir unser Zusammenleben organisieren wollen:
Wollen wir Wettbewerb als dominantens „Selektions“-Kriterium und nur darüber Lebenschancen zuteilen? Wollen wir z.B. knappe Bildungsangebote trotz einem Nachweis der Eignung – z.B. Abitur für ein Studium – mit weiteren Bedingungen verknüpfen und z.B. dem Abitur noch eine zweite Forderung hinzufügen die den s.g. Numerus Clausus bedient? Wie stark wollen wir s.g. Leistung, d.h. wirtschaftlichen Erfolg in die Pflicht nehmen, um den Menschen mit geringeren Leistungs-Chancen ein gut auskömmliches Leben zu ermöglichen?
Diese Fragen werden ggf. nur um einen Indikator erweitert.
Hier muss ich unweigerlich die Brücke schlagen zu dem Buch „IM WALD VOR LAUTER BÄUMEN _ unsere komplexe Welt besser verstehen“ von Dirk Brockmann (dtv), in dem eindrücklich beschrieben wir, in welch hohem Maß die gesamte Natur auf dem Prinzip der Kooperation und wie wenig auf dem Prinzip des Wettbewerbs beruht. Sämtliche Biotope unserer Erde können nur im Zusammenwirken unterschiedlicher Arten bestehen, den Widrigkeiten des Klimas trotzen und sich erfolgreich am gesamten Evolutionsprozess beteiligen, der letztendlich auch den Menschen hervorgebracht hat. In diesem Sinne ist sogar der Mensch selbst ein „Biotop“, weil er bzgl. der Anzahl der Zellen, die seinen Körper ausmachen, zahlenmäßig (nicht gewichtsmäßig) mehr körperfremde Zellen enthält als Körpereigene. D.h. auch wir sind – jeder Einzelne - biologisch von tausenden und abertausenden „Gästen“ existenziell abhängig.